Hochgeschwindigkeitszüge in Dänemark

Unter dem Motto „Gode Tog til Alle“ (gute Züge für alle) wurde Ende der 1990er Jahre von der Regierung ein umfangreiches Modernisierungsprogramm der dänischen Eisenbahnen (DSB) beschlossen. Die Fahrgäste sollten ab 2006 von modernen Fahrzeugen, häufigeren Direktverbindungen und kürzeren Fahrzeiten profitieren. Leider wurde sowohl auf Neubaustrecken als auch den Ausbau der Elektrifizierung verzichtet. Stattdessen setzte man auf Diesel-Schnelltriebwagen für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.[1]

Superzüge aus Deutschland und von Talgo

Im Dezember 2000 bestellten die DSB bei AnsaldoBreda insgesamt 83 vierteilige dieselelektrische Triebwagenzüge der Baureihe DSB MG, die auch als IC4 bekannt waren. Die Fahrzeuge waren jedoch so unausgereift und störanfällig, dass kein vernünftiger Planeinsatz möglich war.[1][2] Daher mieteten die DSB elf ICE-TD aus Deutschland an. Deren erfolgreicher Einsatz in Dänemark begann im Dezember 2007 und endete im Oktober 2017. Dann übernahmen bereits in die Jahre gekommene IC3-Dieseltriebzüge diese Leistungen, denn die IC4 hatten noch immer erhebliche Mängel.[3]

2019 bestellten die DSB bei Patentes Talgo acht nicht wendezugfähige Talgo-Wagengarnituren. Ein Zugverbund soll aus je zwei Vectron-Lokomotiven an den Zugenden und 15 Talgo-Mittelwagen bestehen, wobei die Loks von Siemens sein werden. Von der Konstruktion entsprechen die Mittelwagen denen des ICE L. Es ist geplant, ab Ende 2024 die ersten Züge auf der elektrifizierten Strecke København (deutsch: Kopenhagen) – Hamburg via Kolding und Flensburg einzusetzen.[4]

Bedeutende Infrastrukturprojekte in Dänemark

Die Brücke über den Großen Belt

Großer-Belt-Brücke: West- und Ost­brü­cke. Fahrbahn des Westbrückenzuges, dahinter Sprogø und die Ostbrücke. © 07.07.2013 Wikipedia-Autor Falk2
Großer-Belt-Brücke: West- und Ost­brü­cke. Fahrbahn des Westbrückenzuges, dahinter Sprogø und die Ostbrücke. © 07.07.2013 Wikipedia-Autor Falk2. CC BY-SA 3.0

In Dänemark wurden und werden eindrucksvolle Infrastrukturprojekte realisiert. Dazu gehört „Die Brücke über den Großen Belt“ (dänisch: Storebæltsbroen), die eigentlich aus zwei Brücken besteht. Östlich von Nyborg beginnt die 6611 Meter lange Westbrücke für den kombinierten Straßen- und Schienenverkehr. Sie endet auf der Insel Sprogø, wo die Bahn durch den 8024 Meter langen „Großer-Belt-Bahntunnel“ weitergeführt wird. Die 6790 Meter lange Ostbrücke nach Korsør dient demnach nur dem Straßenverkehr. Das Infrastrukturprojekt wurde 1997/1998 dem öffentlichen Verkehr übergeben.[5]

Öresundbrücke

Eine Besonderheit ist auch die Öresundverbindung zwischen Dänemarks Hauptstadt København und Malmö, der drittgrößten Stadt in Schweden. Die Öresundbrücke ist eine kombinierte Straßen-/Eisenbahnbrücke und ist insgesamt 7845 Meter lang. Sie führt von Malmö zur künstlichen Insel Peberholm, von wo aus der rund vier Kilometer lange Drogdentunnel den Verkehr bis nach Dänemark fortführt. Die Öresundbrücke wurde im Juli 2000 in Betrieb genommen.[6]

Schnellfahrstrecke København – Ringsted

Das Schienennetz im Großraum København war stark ausgelastet, weswegen der Bau einer Neubaustrecke für Fern-, Regional- und Güterzüge sinnvoll erschien. Die 56 Kilometer lange Trasse führt von Ny Ellebjerg im Westen von København nach Ringsted und ist für 250 km/h ausgelegt, wobei die Züge aktuell maximal 180 km/h erreichen. 2019 wurde sie in Betrieb genommen.[7][8]

Fehmarnbelttunnel

Das wohl größte Bauvorhaben ist die Untertunnelung des Fehmarnbelts zwischen Puttgarden und Rødby. Im Gegensatz zum Eurotunnel werden keine Tunnelröhren gebohrt, sondern an Land gefertigte Tunnelsektionen schwimmend zum Einbauort gebracht, unter Wasser abgesenkt und dort zusammengefügt. Auf 40 Meter Breite sind zwei Tunnelröhren für den Autoverkehr, ein Rettungsstollen und zwei Tunnel für den Zugverkehr untergebracht. Die Lösung, einen Absenktunnel zu errichten, hat unter anderem den Vorteil, dass dessen Länge lediglich 17,6 Kilometer beträgt. Die Baugenehmigung erfolgte 2015 (Dänemark) bzw. 2020 (Deutschland). Spatenstich war 2021. Die Inbetriebnahme ist für 2029 vorgesehen.[9][10]




ICE-TD – Deutschland, Dänemark

Rekord-Geschwindigkeit: 222 km/h – in Betrieb von: 10.06.2001 bis 01.10.2017
ICE-TD in Buchloe
Für den Einsatz auf nicht-elektrifizierten Strecken ließ die Deutsche Bahn ab 1997 zwanzig Hochgeschwindigkeitszüge der Baureihe 605 herstellen. Ein ICE TD (TD steht für „Triebzug Diesel“) erreichte im Januar 2000 bei Testfahrten 222 km/h und stellte damit einen neuen deutschen Rekord für Dieseltriebzüge auf. Der Plandienst wurde 2001 aufgenommen, jedoch wegen Mängeln 2003 wieder eingestellt. 2006 wurden 13 Diesel-ICEs zur Fußball-WM wieder reaktiviert. Ab Ende 2007 kamen umgerüstete Einheiten im Fernverkehr zwischen Deutschland und Dänemark zum Einsatz, der jedoch 2017 wieder endete. Die meisten ICE-TD wurden verschrottet. Zwei Züge der Baureihe 605 finden allerdings als advanced TrainLab für Versuchsfahrten Verwendung.

ICE L – Deutschland, Niederlande, Dänemark, Österreich

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h – Baujahr: von 2019 bis 2030
ICE L beim spanischen Hersteller Talgo. Wegen der breiteren Spurweite in Spanien wird der Zug auf Hilfsdrehgestellen transportiert.
Beim ICE L handelt es sich um 230 km/h schnelle Hochgeschwindigkeitszüge, bestehend aus einer Mehrsystemlokomotive der Talgo-Eigenentwicklung „Travca“ (DB Baureihe 105), 16 Talgo-Zwischenwagen und einem Talgo-Steuerwagen. Herausragend ist der ebenerdige Einstieg und der flexible Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr. 2019 wurden 23 Garnituren bei Patentes Talgo unter dem Projektnamen „ECx“ in Auftrag gegeben. 2023 bestellte die DB weitere 56 Einheiten nach. Die Betriebsaufnahme auf der Relationen Berlin – Amsterdam soll im Herbst 2024 erfolgen.

Insgesamt 2 verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge

Quellenangaben

  1. Thomas Estler: „Schnelle Züge weltweit“, Stuttgart: transpress-Verlag, 2011, S. 7-9.
  2. „DSB sets IC4 withdrawal date to close an ‘unhappy chapter’“, Railway Gazette International, 16.12.2016.
  3. „Deutsche Bahn schickt Diesel-ICE endgültig in Rente“, MDR.de, 29.09.2017.
  4. „Erste Wagenkästen für Talgo-Züge der DB und DSB fertig“, Eisenbahn-Revue International, 7/2022, S. 375.
  5. „Die Brücke über den Großen Belt“, VisitDenmark.de, abgerufen am 20.05.2023.
  6. „Brücke Dänemark Schweden“, daenemark.de, abgerufen am 20.05.2023.
  7. „Erste Neubaustrecke für 250 Stundenkilometer“, Innotrans-Report Nr. 2, 16. Jahrgang, Mai 2012.
  8. „Dänemarks erste Schnellstrecke eröffnet“, Der Mobilitätsmanager, 01.06.2019.
  9. „Der Fehmarnbelt-Tunnel“, femern.com, angerufen am 20.05.2023
  10. „Fehmarnbelt: Der lange Weg zur festen Querung“, NDR.de, Stand: 20.04.2023.