Shinkansen-Prüfzug Doctor Yellow in Japan

Shinkansen-Messzug "Doctor Yellow" Serie 0 –  © Shinji Iwai
Shinkansen Mess- und Diagnosezug "Doctor Yellow" Serie 200 (Nr.925/10) bei der Einfahrt in den Bahnhof Takasaki. – 25.09.2002 © Wikipedia-Autor DAJF
Shinkansen Messzug "Doctor Yellow" Serie 700 (Nr.923) von JR Central – 27.03.2010 © Wikipedia-Autor Mitsuki-2368

Der Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen verursacht nicht unerheblichen Verschleiß, vor allem an Bremsen, Rädern, Schienen, Stromabnehmern und der Fahrleitung. Während die Schienenfahrzeuge regelmäßig in Betriebswerke eingezogen werden, um die verschlissenen Komponenten zu reparieren oder auszutauschen, muss die Strecke vor Ort inspiziert und repariert werden. Damit man weiß, an welchen Stellen der Reparaturbedarf am höchsten ist, vermessen Sonderfahrzeuge die Streckeneinrichtungen.

Als die Tokaido-Strecke eröffnet wurde, hängte man an einen normalen Zug einen antriebslosen Oberbaumesswagen an. Alle drei, später alle sieben Tage wurde die Schnellfahrstrecke vermessen. Das Prüfprogramm war bereits damals recht umfassend, schließlich stand und steht noch heute die Betriebssicherheit und damit Menschenleben auf dem Spiel. „[Es] wurden folgende Aufzeichnungen gemacht: Verlegegenauigkeit und Verwindung von Schienen, Unregelmäßigkeiten bezüglich Spurweite, Höhenlage, Gleisrichtung und Überhöhung, Raddrücke vertikaler und horizontaler Art sowie das Verhältnis zwischen Seitendruck und Achslast“[1]

Doch ein einzelner Wagen reichte schnell nicht mehr aus. Daher ließ die japanische Staatsbahn JNR den „Prototyp B“ der Baureihe 0 aus dem Jahr 1961 zu einem vierteiligen Messzug umbauen. Aufgrund seiner diagnostischen Aufgaben und seiner auffällig gelben Lackierung kam der Zug schnell zu seinem Spitznamen „Doctor Yellow“.

Alle zehn Tage prüfen die Doctor Yellow Shinkansen-Messzüge Gleise, Oberleitung, Signalanlagen und elektrische Einrichtungen auf Veränderungen. Alle Inspektionen werden bei der zulässigen Streckenhöchstgeschwindigkeit durchgeführt, was ein Mischbetrieb mit personenbefördernden Shinkansen-Zügen unter Tage erlaubt. Techniker im Messzug analysieren die Messergebnisse. Die Daten werden anschließend an die zuständigen Reparaturdienste übermittelt. In einer der nächtlichen Betriebspausen finden schließlich die Reparatur- und Austauscharbeiten statt.[2][3]

Doch dieser Zug mit der Nummer 922-0 blieb nicht der einzige Messzug auf Japans Shinkansen-Netz. Die nachfolgende Übersicht listet alle bisherigen Doctor Yellow-Züge auf. Anzumerken sei noch, dass die japanische Staatsbahn JNR zum 1. April 1987 privatisiert und in neun Teilgesellschaften aufgeteilt wurde und diese in der Auflistung zusätzlich genannt werden.

Die verschiedenen „Doctor Yellow“-Baureihen[2][3]

Baureihe 0 (922-0)1964 - 19764-teiligJNR
Baureihe 0 (922-10)1974 - 20017-teiligJNR / JR Central
Baureihe 0 (922-20)1979 - 20057-teiligJNR / JR West
Baureihe 200 (925/0)1979 - 20017-teiligJNR / JR East
Baureihe 200 (925/10)1982 - 20027-teiligJNR / JR East
Baureihe 700 (923)2000 - heute7-teiligJNR / JR Central
Baureihe 700 (923-3000)2005 - heute7-teiligJNR / JR West

Ein weiterer Fachartikel geht näher auf die ehemaligen Messfahrten der älteren Fahrzeuggeneration ein, wenn es heißt: „Einmal wöchentlich fährt in drei Tagesetappen der siebenteilige Messzug ‚Dr. Yellow‘ die durchgehenden Hauptgleise mit 210 km/h ab und prüft unter anderem Gleisgeometrie, Rad-Schienen-Kräfte, Fahrleitungsdynamik, Schutzstreckenumschaltung, ATO-Gleisstromkreise und Funkempfang. Die 1975 aus der ersten Fahrzeuggeneration abgeleiteten beiden Messzüge Typ 922 inkludieren einen nur 17,5 m langen, auf drei Drehgestellen laufenden Gleismesswagen 921“[4]

Aus obenstehender Tabelle ist ersichtlich, dass die Eisenbahngesellschaft JR East seit 2002 nicht mehr über gelbe Shinkansen-Messzüge verfügt. An ihrer statt beschaffte man den Mess- und Diagnosezug „East-i“, der in einem gesonderten Artikel kurz beschrieben wird.

Quellenangaben

  1. Horst J. Obermayer: „Internationaler Schnellverkehr – Superzüge in Europa und Japan“, Franck-Kosmos Verlags-GmbH + Co., Stuttgart, 1994, S. 84.
  2. Horst J. Obermayer: „Internationaler Schnellverkehr – Superzüge in Europa und Japan“, Franck-Kosmos Verlags-GmbH + Co., Stuttgart, 1994, S. 85.
  3. „Doctor Yellow“, Wikipedia Deutschland, abgerufen am 04.01.2014
  4. Dr. Helmut Petrovitsch: „Das Shinkansen-Hochgeschwindigkeits-Netz in Japan“, Eisenbahn-Revue International, 7/2002, S. 329.