Hochgeschwindigkeitszug Euromed der Serie 101 in Spanien

Euromed auf dem Weg nach Castelló – 09/2000 © Carlos Pérez Arnau
AVE S-100.1 Euromed Barwagen –  © Euromed
Euromed AVE S100.1 Führerstand – 02.03.2001 © Carlos Pérez Arnau

In den Jahren 1997 bis 2009 waren die sechs Hochgeschwindigkeitszüge der Baureihe 101 als Euromed unterwegs. Sie befuhren die breitspurige Strecke zwischen Barcelona, Valencia und Alicante. Die Höchstgeschwindigkeit lag auf einigen Abschnitten des „Corredor Mediterráneo“ bei 220 Stundenkilometern, bedingt durch die begrenzte Stromversorgung bei 3 kV Gleichspannung. 2010 erhielten die Züge wieder Regelspurdrehgestelle und gehören fortan zu den AVE-Zügen der Serie 100. In diesem Bericht wird nur auf die Euromed-Zeit dieser sechs Züge eingegangen.

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Bestellung der Züge

Ende der Achtziger nahmen die Planungen für eine Schnellfahrstrecke von Madrid nach Sevilla Gestalt an. Das Projekt erhielt den Namen „Nuevo Acceso Ferroviario an Andalucía“ (neue Eisenbahnverbindung nach Andalusien) – kurz NAFA. Diese Projektgesellschaft kümmerte sich auch um den neuen Fuhrpark und bestellte beim französischen TGV-Hersteller Alstom 24 AVE-Hochgeschwindigkeitszüge. Später stellte man jedoch fest, dass für die erste Neubaustrecke 18 AVE-Züge ausreichten. Die übrigen sechs Einheiten sollten für das Breitspurnetz tauglich sein, um das bisherige Zugangebot und den Reisekomfort entlang des Mittelmeer-Korridors aufzubessern. Sie erhielten somit Fahrgestelle für die iberische Breitspur.

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Vorbereitungen für den Euromed-Dienst

Für die neuen Züge mit den Betriebsnummern 100.101-106 (später: 101.101-106) musste die bisherige, fast durchgängig eingleisige Strecke zwischen Barcelona und Valencia ausgebaut, begradigt und an vielen Stellen für 200 km/h ertüchtigt werden. Betroffen waren der Oberbau, die Oberleitungen und das Signalsystem. Da die Fahrzeitgewinne durch die neuen Züge nicht so gravierend waren, wie es bei einer Neubaustrecke hätte sein können, führte die spanische Eisenbahngesellschaft RENFE 1997 den Euromed ein. Dieser Name verspricht seitdem hervorragenden Service, Qualität und Pünktlichkeit. Auf den Bahnhöfen gibt es extra für Euromed-Reisende spezielle Aufenthaltsräume. Etliche Servicemitarbeiter kümmern sich ausschließlich um Fahrgäste des Euromed. Selbst das Bedienpersonal in diesen Zügen wurde sorgsam ausgewählt, um den Kunden die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen.

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Einsatz

Dass die Rechnung aufging, belegten die Reisendenzahlen im ersten Jahr: Mehr als 700.000 Fahrgäste nahmen den Euromed, davon waren ungefähr 60 Prozent Neukunden der RENFE. Herausragend war die Pünktlichkeitsquote von 98 Prozent. Die Fahrzeit von Barcelona nach Valencia reduzierte sich durch das neue Angebot um 60 Minuten auf drei Stunden für die 332 Kilometer lange Strecke. Nach Abschluss der Trassenoptimierungen lagen Barcelona und Valencia nur noch 2 Stunden 50 Minuten auseinander. Schließlich wurde auch Alicante an das Euromed-Netz angeschlossen und war damit gut viereinhalb Bahnstunden von Barcelona entfernt. 2009 rollte eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen an, die sowohl auf Normal- als auch auf Breitspurstrecken zuhause ist. Dabei handelt es sich um die Serie 130, die nicht nur im Alvia-Dienst steht, sondern auch Euromed-Leistungen zwischen Barcelona und Alicante übernahm. Die frei gewordenen Breitspur-TGV-Züge baute die RENFE zu normalspurigen, 300 km/h schnellen AVE-Zügen der Baureihe 100 um. Zehn AVE S-100 – darunter wohl auch ehemalige Euromed-Garnituren – erhielten zusätzliche Features, um künftig den internationalen Schnellverkehr zwischen Spanien und Frankreich zu bestreiten. Im Frühjahr 2013 fanden bereits Testfahrten auf französischem Terrain statt. Geplant ist der Fahrgastbetrieb zwischen Barcelona und Toulouse sowie zwischen Barcelona und Lyon.

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Spaniens Schnellfahrstrecken-Netz

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Unfall mit dem Euromed

Am Abend des 30. März 2002 kam es zu einem tragischen Zugunglück. Ein Euromed durchfuhr mit 155 km/h den Bahnhof Torredembarra, als er mit dem zweiten Wagen des „Catalunya Expres“ bei einer Flankenfahrt zusammenstieß und entgleiste. Dieser hatte ein Haltesignal missachtet und fuhr auf das Durchgangsgleis des Euromed. Insgesamt zwei Tote und 142 Verletzte waren zu beklagen. Im Euromed waren 350 Fahrgäste an Bord, mit dem „Catalunya Expres“ reisten 294 Passagiere. Nach anfänglichen Unklarheiten kristallisierte sich menschliches Versagen als Unglücksursache heraus. Einer der Triebköpfe der Garnitur 101.101 musste von Alstom neu aufgebaut werden und soll sich äußerlich dem der TGV POS ähneln.

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Technik und Inneneinrichtung während der Euromed-Ära

Technik und Design der zehnteiligen Kompositionen stimmten überwiegend mit dem AVE der Serie 100 überein. Modifiziert wurden vor allem die Drehgestelle für Breitspurgleise und ein Teil der elektrischen Komponenten. Veränderungen wurden auch an der Signalsystemerkennung vorgenommen, da die Linienzugbeeinflussung (LZB) wegfiel. Insgesamt 7000 kW sorgten bei dem Einsystemzug für eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h auf den Ausbaustrecken. Die Oberleitungsspannung betrug 3000 V Gleichspannung.

Jede einzelne Euromed-Garnitur bot während der Betriebszeit als Euromed 325 Reisenden Platz. Drei Wagen trugen die Bezeichnung „Preferente“ mit einem Sitzplatzangebot für 112 Reisende. Ein Mittelwagen enthielt die Cafeteria. In vier „Turista“-Wagen fanden 213 Fahrgäste Platz.

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Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:Euromed Serie 100.1 (später: Serie 101)
Seit 2010: AVE Serie 100
Einsatzland:Spanien
Hersteller:GEC Alsthom (heute: Alstom)
Anzahl der Züge:6 Züge
Zugtyp:Triebzug
Anzahl der Triebköpfe:2 Triebköpfe
Anzahl der Mittelwagen:8 Mittelwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:112 / 213 / --- (325 insg.)
Baujahre:1993–1997
Inbetriebnahme:16.06.1997
Spurweite:1997-2009: 1668 mm
Seit 2010: 1435 mm
Stromsystem(e):3 kV Gleichstrom
Zugleitsystem(e):ASFA, EBICAB 900
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:220 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:220 km/h
Motoren:8 Synchronmotoren
Antriebsleistung des Zuges:7.000 kW
Jakobsdrehgestelle:Ja
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Ja
Anzahl der Achsen / davon angetrieben:26 / 8
Achsformel:Bo'Bo'+2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2'+Bo'Bo'
Federung:Luftfederung
Achslast (maximal):17.2 t
Leergewicht:392 t
Zuglänge:200 m

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