Taiwan High Speed Rail Serie 700T

THRS 700T von Vorne – 2006 © Ronny Mang
THSR 700T Sitzplätze in der Standard-Klasse – 2006 © Ronny Mang
Im Führerstand des THSR 700T – 2006 © Ronny Mang

Die THSR 700-T-Züge

Nach dem Scheitern des Eurotrain für die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke in Taiwan durfte Japan die 12-teiligen Fahrzeuge des Typs 700T herstellen. Das Design ist der Shinkansen-Baureihe 700 entlehnt, das Antriebssystem basiert jedoch auf dem der Baureihe JR 500. Die 25 kV / 60 Hz aus der Oberleitung japanischer Bauart werden durch Transformatoren in den Wagen 3, 7 und 10 auf 1220 Volt sowie auf 440 bzw. 100 Volt umgeformt. Der Strom geht in den Antrieb, die Bordnetzversorgung, die Klimaanlage und versorgt noch andere elektrische Komponenten.

Der THSR 700 T vereint drei verschiedene Bremssysteme. Überwiegend wird mit der dynamischen Bremse verzögert, wobei der Bremsweg von 300 km/h auf 0 km/h im Normalfall etwa vier Kilometer beträgt. Die konventionelle Bremse arbeitet elektropneumatisch, wobei es keine Hauptluftleitung wie in Europa gibt. Als drittes Bremssystem kommt eine Art Wirbelstrombremse (Eddy-Current Brake) zum Einsatz und funktioniert ab einer Geschwindigkeit von 23 km/h. Sie ist jedoch im Vergleich zum ICE 3 ganz anders aufgebaut. Hier werden keine Magnetspulen zum Gleis abgesenkt. Stattdessen werden die auf der Achse angebrachten zwei Kupferbremsscheiben mit einem System aus Spule und Eisenkern erregt und verzögern den Zug mit etwa 0,344 bis 0,75 m/s². Die Bremsleistung liegt bei etwa 3 kN. Die Kupferscheiben erhitzen sich beim Bremsvorgang auf bis zu 350 °C.

Fahrgäste können praktisch über die ganze Zuglänge untergebracht werden, da die Fahrmotoren und andere elektrische Komponenten wie beim ICE 3 über den ganzen Zug verteilt angebracht sind. Der Zug weist sehr gute Beschleunigungs- und Verzögerungswerte auf, was bei der ersten Besichtigung der Bremsanlagen anfangs in Frage gestellt wurde. Der technische Aufbau ist zum ICE 1 bis 3, sowie zum ICE T beim ersten Eindruck eher rückständig, aber erfüllt in vollem Maße seinen Zweck und soll laut japanischen Auskünften relativ störungsfrei sein. Die Feste Fahrbahn, die Luftfederung des Zuges und eine semiaktive Querdämpfung gegen das Schlingern der Endwagen sorgen für eine ausgesprochen hohe Laufruhe. Elf Wagen sind der Economy Class zugeteilt, aber nur ein Wagen (Nummer 6) bietet als First Class gehobenen Komfort.

zum Anfang scrollen

Schnellbahnstrecke in Taiwan

Einsatzgebiet der 30 Hochgeschwindigkeitszüge ist die 345 Kilometer lange Neubaustrecke entlang der Westküste Taiwans von Taipeh nach Zoujing nahe der südlichen Metropole Kaoshiung. Die Strecke soll in der Zukunft nördlich von Taipeh bis Nangkang und südlich bis Kaoshiung verlängert werden. Sie ist mit 15 Milliarden US-Dollar eine der teuersten Hochgeschwindigkeitsstrecken der Welt, da die Strecke gegen natürliche Einflüsse wie Erdbeben, Überflutungen und Taifunen überwiegend als Viadukt errichtet wurde.

247 Kilometer der Strecke sind als Viadukt erbaut, wobei die Pfeiler etwa 100 Meter tief im Erdboden verankert sind. Weitere 65 Kilometer verlaufen in Tunneln und nur 33 Kilometer sind eben verlegt. Ausgelegt ist die Strecke für eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h. Anfangs gingen 8 von 12 Bahnhöfen, 2 Depots, 2 Wartungsstandorte und eine Hauptwerkstatt in Betrieb. Die Streckensignalisierung und die Oberleitung sind von den japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken übernommen worden.

zum Anfang scrollen

Testfahrten mit den 700T-Zügen

Ab Ende Januar 2005 fanden die Versuchsfahrten statt. Die taiwanesischen Lokführer wurden unter anderem von 13 deutschen sowie 40 französischen Experten für das Fahren mit dem 700T geschult. Bereits im Oktober des gleichen Jahres erreichte man mit 315 km/h einen Höhepunkt. Die Testfahrten verliefen leider schlechter als erwartet. Einige Entgleisungen der Züge verursachten Mehrkosten in Höhe von 600 Millionen US-Dollar und verzögerten die Aufnahme des kommerziellen Betriebs um 15 Monate.

zum Anfang scrollen

Einsatz des 700T

Nach einer Realisierungszeit von 20 Jahren war die Aufnahme des kommerziellen Betriebes für den 31. Oktober 2006 vorgesehen, dann sollte es erst zum chinesischen Neujahrsfest losgehen. Letztendlich wurde die Strecke am 5. Januar 2007 in Betrieb genommen. Probleme mit dem Ticketverkauf trübten die ersten Betriebstage. Mit herkömmlichen, kapspurigen Zügen dauerte eine Zugfahrt vier Stunden, mit dem Shinkansen-Derivat nur noch 90 Minuten. Etwa 100 Millionen Reisende sollen jedes Jahr mit dem Hochgeschwindigkeitszug fahren.

Die Taiwan High Speed Rail Corporation bestellte am 24. Mai 2012 weitere vier Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ 700T. Damit wird der Fahrzeugpark von aktuell 30 Serienzügen aufgestockt, um die Zugfolge auf der Schnellfahrstrecke zwischen Taipeh und Zuoying zu erhöhen. Kawasaki Heavy Industries und Toshiba wollen die Züge zwischen Dezember 2012 und 2015 an die THSR ausliefern. Der unterzeichnete Vertrag sieht zwei Optionen über vier weitere Züge vor.

zum Anfang scrollen

Weitere Informationen zum THSR 700T

Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:THSR 700T
Einsatzland:Taiwan
Hersteller:Hitachi Ltd.
Kawasaki Heavy Industries
Nippon Sharyo
Toshiba
Herstellungskosten pro Zug:49 Mio. Euro
Herstellungskosten pro Zug im Detail:2. Bestellung: 19 Milliarden Yen für 4 Züge
Anzahl der Züge:34 Züge
Anzahl der Züge im Detail:1. Bestellung am 12.12.2000: 30 Züge
2. Bestellung am 24.05.2012: 4 Züge
Zugtyp:Triebwagenzug
Anzahl der Endwagen:2 Endwagen
Anzahl der Mittelwagen:10 Mittelwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:66 / 923 / --- (989 insg.)
Inbetriebnahme:27.01.2005
Spurweite:1435 mm
Stromsystem(e):25 kV / 60 Hz
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:350 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:300 km/h
Antriebsleistung des Zuges:10.260 kW ( 36 x 285 kW )
Bremssystem(e):Bremssysteme Wagen 1,5,12:
Druckluft/Hydraulikbremse, Eddy-Current-Brake = Wirbelstrombremse), Putzklotzbremse

Bremssysteme der übrigen Wagen:
Druckluft/ Hydraulikbremse, dynamische Bremse (Fahrmotor), Putzklotzbremse
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Nein
Federung:Luftfederung Servomotor gesteuerte, semiaktive Querfederung an Wagen 1,12, sowie 4,9 (Stromabnehmer) und 6 (First Class)
Länge / Breite / Höhe der Endwagen:26.750 / 3380 / 3650 mm
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen:24.500 / 3380 / 3650 mm
Achslast (maximal):14 t
Leergewicht:503 t
Zuglänge:304,7 m

zum Anfang scrollen