Fuxing CR400AF Hochgeschwindigkeitszug in China

Fuxing Hao CR400AF Red Dolphin Hochgeschwindigkeitszug in China. – 06.05.2018 © Wikipedia-Autor N509FZ - 自己的作品
CR400AF "Blue Dolphin" – 09.07.2015 © Wikipedia-Autor N509FZ
Fuxing Hao Serie CR400AF (Red Dolphin) – 26.06.2017 © Wikipedia-Autor N509FZ

China kaufte ab 2005 viele verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge von renommierten Bahnherstellern ein. Die Bedingungen waren, so viele Züge wie möglich in China fertigen zu lassen und wichtige Kerntechnologien mitsamt Knowhow zu übernehmen. Dafür wurden Konsortien gebildet und die ausländischen Bahnhersteller vergaben die Lizenzen zum Bau der Hochgeschwindigkeitszüge. Die Lizenzen erlauben jedoch nur die Herstellung von Zügen für China selbst, damit das Reich der Mitte nicht auf dem Weltmarkt mit den bisherigen Marktführern in Konkurrenz treten kann.[1][5]

Innerhalb weniger Jahre haben die Chinesen sehr viel Erfahrung im Eisenbahnbau gesammelt – was sowohl die Konstruktion des rollenden Materials als auch die Schaffung der Infrastruktur betrifft. Japans Superzug-Hersteller beispielsweise zeigten sich höchst erstaunt, wie schnell China dazugelernt hat.[2][3] Es lag nun auf der Hand, dass sich China von den Lizenzfesseln seiner Konsortialpartner befreien wollte, um auf dem Weltmarkt seine eigenen Hochgeschwindigkeitszüge feilzubieten.

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Herstellung und Testfahrten der Fuxing-Prototypen „Blue Dolphin“ und „Golden Phoenix“

2012 begannen die Planungsarbeiten an einem eigenen Zug, der zum künftigen chnesischen Standard für die Beschaffung neuer Fahrzeuge avancieren soll und langfristig die bisherige Flottenvielfalt beerben wird, deren „Lebensdauer“ bei lediglich 20 Jahre liegen soll.[7] Die technischen Rahmenbedingungen waren im Dezember gesetzt worden. Das endgültige Design der Fahrzeuge stand im September 2014 fest. Mehrere chinesische Bahnhersteller waren an der Entwicklung und Fertigung zweier verschiedener Prototypen beteiligt: China Railways Corporation (CRC), Cars, CRRC Changchun Railway Vehicles und CRRC Oingdao Sifang.[4] Sie erhielten die Namen „Blue Dolphin“ (CRH-0207) sowie „Golden Phoenix“ (CRH-0503).[5] Bereits am 30. Juni 2015 wurden beide Prototypen auf dem Eisenbahntestring nordöstlich von Beijing vorgestellt und absolvierten Fahrversuche bis 160 Stundenkilometer.[4]

Zwischen September 2015 und Mai 2016 erfolgten die Hochtastfahrten auf den Schnellfahrstrecken Datong – Xi'an, Yuanping – Taiyuan und Zhengzhou – Xuzhou. Auf der letzteren, noch nicht eröffneten, 363 Kilometer langen Trasse erreichten die beiden Hochgeschwindigkeitszüge am 15. Juli 2015 gleichzeitig 420 km/h, als sie sich gegenläufig begegneten. Die relative Geschwindigkeit lag also bei 840 Stundenkilometer – das war Weltrekord.[6] Am 15. August 2016 nahm zumindest der Blue Dolphin den Plandienst im Publikumsverkehr auf der Relation Dalian – Shenyang auf.[4]

Ein weiteres festliches Datum war der 26. Juni 2017, als zwei Fuxing Hao den fahrplanmäßigen Betrieb auf der Stammstrecke Beijing – Shanghai aufnahmen. Dabei handelte es sich um den Red Dolphin der Serie CR400AF sowie um den Golden Phoenix der Baureihe CR400BF. Sie rollten unter der Zugnummer G123 und G124. Für die 1318 Kilometer lange Strecke benötigten die chinesischen Superzüge bei 300 km/h nur 5 Stunden 45 Minuten.[7]

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Überblick über das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz

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Fuxing Hao: CR400AF

Der blau-silberne Prototyp mit dem Namen „Blue Dolphin“ lief anfangs noch unter der Baureihenbezeichnung CRH-0207. Der weiterentwickelte, zweite Prototyp „Red Dolphin“ trägt dagegen die Baureihenbezeichnung CR400AF. Diese Züge sind inzwischen vor allem unter dem Markennamen „Fuxing Hao“ bekannt, was übersetzt „Verjüngung“ bedeutet. Damit grenzt man sich von den sogenannten „Hexie Hao“-Zügen ab, die mit ausländischer Unterstützung produziert wurden oder lizensierte Bauteile enthalten.[5]

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Spezifikationen des CR400AF

Ein CR400AF ist eine achtteilige Einheit, bestehend aus zwei sehr aerodynamischen Endwagen sowie sechs Mittelwagen. Der 209 Meter lange Zug setzt sich aus vier motorisierten und vier antriebslosen Wagen zusammen. Obwohl nur die Hälfte aller Achsen angetrieben werden, sind die Fuxing-Express-Züge für 400 Stundenkilometer ausgelegt. Das ist Weltrekord. Über den Zug verteilt sollen 2500 Messpunkte installiert sein, die den ordnungsgemäßen Lauf überprüfen und der Betriebssicherheit dienen. 556 Fahrgäste finden in drei Wagenklassen Platz: 10 in der Business-Klasse, 28 in der ersten und 518 in der zweiten Klasse. Die Beinfreiheit soll großzügiger ausfallen als in den Hexie-Zügen. WLAN und Steckdosen sowie eine ausgezeichnete Beleuchtung dienen dem Reisekomfort der Reisenden.[4][7] ICE-Vielfahrern werden wahrscheinlich Elemente der Türsteuerung oder die Konstruktion der Wagenübergänge im Fahrzeuginneren wiedererkennen, obwohl immer wieder betont wird, dass der Red Dolphin eine hundertprozentige Eigenentwicklung sei. Der Trick: Siemens liefert die Technik nicht mehr direkt zu, sondern eine chinesische Firma bezieht die Teile und verkauft sie dann ein wenig modifiziert an CRRC weiter.[1]

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500 Fuxing-Hochgeschwindigkeitszüge für China?

Die China Railways Corporation und CRRC Changchun Railway Vehicles haben sich darauf geeinigt, gemeinsam die Serienproduktion der Fuxing-Züge zu bestreiten. CRC plant die Beschaffung von sage und schreibe 500 Superzügen, die im Alltag mit bis zu 350 km/h verkehren sollen. Nur über den Beschaffungspreis sei man sich noch nicht einig. Von umgerechnet 27 Millionen US-Dollar pro Zug wird derzeit ausgegangen. Die Massenfertigung verspricht qualitativ hochwertige Züge zu einem günstigen Preis, so wie es um die Jahrtausendwende auch mal mit dem Highspeed Train Europe (HTE) angedacht war. Ein einheitlicher Fuhrpark erleichtert auch Ausbildung der Fahrer sowie die Wartung der Züge. Jedenfalls sind die ersten vier Fuxing Hao der Serien CR400AF und CR400BF seit dem 21. September 2017 zwischen Beijing und Shanghai mit 350 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Die Fahrzeit zwischen den Megastädten beträgt damit viereinhalb Stunden.[8]

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Export des Fuxing Hao

In Indonesien begannen im Januar 2016 die Bauarbeiten für eine Schnellfahrstrecke zwischen Jakarta und Bandung. Das Projekt wird fast vollständig von den Chinesen betreut. Die 150 Kilometer lange Verbindung soll binnen drei Jahren in Betrieb genommen werden. Weitere potenzielle Kandidaten für den Export der Fuxing-Züge sind Malaysia, Singapur, die Mongolei, Großbritannien, die USA und Länder des afrikanischen Kontinents.[6]

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Technische Daten: CR400AF
Zug- / Baureihenbezeichnung:CR400AF „Fuxing Hao“
Einsatzland:China
Hersteller:CRC, CRRC
Anzahl der Züge:2 Züge
Anzahl der Züge im Detail:1 Prototyp „Blue Dolphin“
1 Musterzug „Red Dolphin“
Zugtyp:Triebwagenzug
Anzahl der Endwagen:2 Endwagen
Anzahl der Mittelwagen:6 Mittelwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:28 / 518 / --- (556 insg.)
Sitzplätze im Detail:plus 10 Sitzplätze Business-Klasse
Baujahre:2012–2016
Inbetriebnahme:15.08.2016
Spurweite:1435 mm
Höchstgeschwindigkeit bei Versuchsfahrten:420 km/h
am 15.07.2015 auf der Strecke Zhengzhou – Xuzhou
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:400 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:350 km/h
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Ja
Achslast (maximal):17 t
Zuglänge:209 m

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Quellenangaben

  1. „Rasende Erneuerung“, Süddeutsche Zeitung Online, News vom 26.06.2017.
  2. Sankei Shimbun: „Japan's Transfer of Bullet Train Technology A Mistake. China, Of Course, Has Copied It“, Japan Forward, News vom 18.08.2017.
  3. „Did China steal Japan's high speed train?“, Fortune Online, News vom 15.08.2016.
  4. „China's Standard high-speed EMU enters service“, International Railway Journal, News vom 15.08.2016.
  5. „Fuxing Hao“, Wikipedia-Artikel, aufgerufen am 15.06.2018.
  6. „Chinese bullet trains cross in historic first“, Xinhuanet.com, News vom 15.07.2016.
  7. „Meet China's newest high speed train – the Fuxing Hao“, Asia Times Online, News vom 26.06.2017.
  8. „Deal on track for 500 Fuxing bullet trains“, Global Times Online, News vom 22.086.2017.