Schnellfahrstrecken in der Türkei

Schnellfahrstrecken in der Türkei


Bereits in den Siebzigerjahren gab es Pläne, die Hauptstadt Ankara mit Istanbul durch eine Schnellfahrstrecke zu verbinden. Doch deren Bau verlief im Sande.[1] Es folgte eine lange Zeit der Ruhe rund um den Schienenschnellverkehr in der Türkei.

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Schnellfahrstrecke Ankara – Eskişehir (206 km)

Erst am 5. Dezember 2003 wurde ein Neustart gewagt, als mit dem Bau des ersten, 206 Kilometer langen Abschnitts einer Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Ankara und Istanbul begonnen wurde. Dieser führt von Esenkent bei Ankara bis nach Eskişehir[2], wobei sich die Gesamtlänge zwischen Ankara und Eskişehir auf 245 Kilometer beläuft.[3] (Gemäß einer anderen Quelle sind es 251 Kilometer.[4]) China und die Europäische Investitionsbank griffen der Türkei finanziell unter die Arme. Spanien und China brachten ihre Expertise im Bau und Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen und -strecken ein, wobei das rollende Material der Baureihe HT65000 aus dem Hause des spanischen Bahnherstellers CAF kam. Bereits am 14. März 2009 ging die erste Sektion mit je vier Zugverbindungen pro Tag und Richtung in Betrieb.[5]

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Schnellfahrstrecke Ankara – Konya (212 km)

Parallel zur Realisation der Schnellbahnverbindungen zwischen Ankara und Istanbul wurde ab 2006 an einer zweiten Schnellfahrstrecke gearbeitet: Ankara – Konya. Diese 212 Kilometer lange Trasse ist ebenfalls für 250 km/h zugelassen. Sie wurde am 23.08.2011 eröffnet und einen Tag später war die Aufnahme des Fahrgastbetriebs. Auf 94 Kilometer Länge wird die bestehende Neubaustrecke im Abschnitt Ankara – Polatlı mitbenutzt. Die Fahrzeit zwischen den rund 306 Schienenkilometer auseinander liegenden Städten Ankara und Konya liegt bei lediglich eineinhalb Stunden. Auch auf dieser Relation wurden die Fahrgäste anfangs mit Zügen der Serie HT65000 transportiert.[6]

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Schnellfahrstrecke Istanbul (Köseköy) – Eskişehir (188 km)

Am 26.07.2014 ging endlich der zweite Abschnitt der Schnellfahrstrecke zwischen Ankara und Istanbul in Betrieb. Dieser ist 188 Kilometer lang, beginnt bei Eskişehir und führte damals bis Köseköy, das bei İzmit liegt. Die komplette Distanz zwischen den Großstädten wurde 2014 mit 570 Kilometer angegeben. Die Superzüge des Herstellers CAF bewältigen die Strecke bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern in rund dreieinhalb Stunden. Vor dem Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs benötigten Bahnreisende glatte 7 Stunden.[7] Eine andere Quelle gibt an, dass zuvor die Züge 6 Stunden unterwegs waren und die neue Hochgeschwindigkeitstrasse 511 Kilometer lang sei.[8] Die EU stellte Darlehen und Fördermittel für die Schnellbahnverbindung bereit.[8]

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Schnellfahrstrecke Ankara – Sivas (405 km)

Bereits 2008[9] (andere Quelle: Februar 2009[18]) starteten die Arbeiten an einer weiteren Neubaustrecke in der Türkei. Dabei handelt es sich um eine 405 Kilometer lange Verbindung zwischen Ankara und Sivas, wobei die Gleisanlagen zwischen Ankara und Kırıkkale für 140 km/h ertüchtigt wurden. Zwischen Kırıkkale und Sivas sind 250 km/h möglich.[10] Ursprünglich war die Aufnahme des Plandienstes für 2013[18], später Mitte 2020 vorgesehen.[10] Doch verschiedenste Probleme beim Bau verzögerten die Inbetriebnahme um Jahre.[11] Die bergige Gegend stellte hohe Anforderungen an die Konstrukteure der Schnellfahrstrecke. Außerdem gab es auf 80 Kilometern Länge Senkungsprobleme.[18] Doch am 26. April 2023 konnte die neue Rennstrecke von Ankara nach Sivas offiziell in Betrieb gehen. Die Reisezeit reduziert sich drastisch von 10,5 Stunden auf nur noch gut 2,5 Stunden. Zu Beginn sind 3 Züge pro Tag und Richtung unterwegs.[18]

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Schnellfahrstrecke Ankara (Polatlı) – Izmir

Im Juni 2012 wurde ein Vertrag zum Bau einer Neubaustrecke zwischen Ankara und Izmir unterzeichnet. In drei Etappen sollte eine insgesamt 624 Kilometer lange Trasse für Geschwindigkeiten bis 250 km/h entstehen. Die erste Sektion betraf einen 167 Kilometer langen Abschnitt zwischen Afyon (Afyonkarahisa) und einer Anbindung an die Ankara – Konya-Strecke bei Polatlı.[12][13] Im November 2018 war zu lesen, dass die übrigen beiden Abschnitte, Afyon – Uşak und Uşak – Izmir, noch 2021 in den Fahrplan integriert werden könnten. Allerdings ließ sich auch dieses Datum nicht halten. Nun wird versucht, ab Ende 2023 wenigstens abschnittsweise einen Hochgeschwindigkeitsbetrieb zu ermöglichen, mit entsprechenden Überleitungen zum Altnetz.[14]

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Schnellfahrstrecke Ankara – Istanbul für 350 km/h geplant

Aktuell benötigen die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen den beiden größten Städten des Landes auf der Route via Eskişehir rund 4 Stunden. Das soll sich langfristig ändern. Im April 2023 wurden Planungen für eine Direktverbindung veröffentlicht, die um 189 Kilometer kürzer sein wird als die bestehende Verbindung. Die künftige, 344 Kilometer lange Schnellfahrstrecke sollen die Züge mit 350 km/h befahren können. Damit wäre eine Reisezeit von nur 1,5 Stunden zwischen Ankara und Istanbul möglich. Ein konkreter Zeitplan wurde nicht genannt.[15]

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Die Bevölkerung nimmt die Hochgeschwindigkeitszüge sehr gut an

Mit der Inbetriebnahme von Schnellfahrstrecken in der Türkei ging auch eine erhebliche Reisezeitersparnis einher. Ankara – Eskişehir waren nur noch 1,5 statt 4 Stunden voneinander entfernt. Auf der Relation Ankara – Konya reduzierte sich die Fahrzeit gar von 12 Stunden auf nur 1 Stunde 50 Minuten! Und von Konya nach Istanbul dauert die Reise mit Hochgeschwindigkeitszügen nur noch 5 Stunden – statt 14 Stunden mit konventionellen Zügen.[16] Mit der Einführung von hochwertigen Superzügen eröffnete sich für die türkische Bevölkerung eine völlig neue Qualität des Reisens. Es ist daher kein Wunder, dass sich ein außerordentlich hoher Fahrgastzuwachs einstellte. Die Bahn reagierte daraufhin mit einer Erhöhung der Zugdichte. Zwischen Ankara und Istanbul fuhren 2022 bereits 24 Züge pro Tag und Richtung. Konya war in jenem Jahr durch 10 Züge am Tag und Richtung mit Istanbul verbunden sowie durch 14 Züge mit Ankara. Es gibt inzwischen sogar einen Shuttle-Service auf der Verbindung Eskişehir – Istanbul. In einem Zeitfenster von 6 Tagen reisten 2022 durchschnittlich 172.000 Menschen mit Hochgeschwindigkeitszügen.[17] Es ist begeisternd zu sehen, wie gut die schnelle Eisenbahn auch in der Türkei angenommen wird.

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Quellenangaben

  1. „Desert Dreams Come True“ in: Murray Hughes: „The Second Age Of Rail – A History Of High-Speed Trains“, The History Press, Cheltenham, Gloucestershire, 2015, 2020, S. 141–144.
  2. „Current situation of high speed train project between Ankara and Istanbul“, Turkish State Railways Website, abgerufen am 24.11.2006.
  3. „Alstom to maintain Turkish high speed train fleet“, Railway Gazette International, 06.11.2012.
  4. „Testing underway on Ankara – Istanbul fast line“, Railway Gazette International, 03.01.2014.
  5. „Turkey high speed launch“, Railway Gazette International, 12.03.2009.
  6. „Zweite HGV-Strecke der Türkei eröffnet“, Innotrans-Report Nr. 1, Jahrgang 16. Februar 2012.
  7. „Eskişehir – Istanbul high speed line opened“, Railway Gazette International, 25.07.2014.
  8. „Erdogan saß bei Jungfernfahrt auf freier Strecke fest“, Spiegel Online, 26.07.2014.
  9. „Tracklaying begins on Turkish high-speed line“, International Railway Journal, 29.03.2018.
  10. „Testing underway on Ankara – Sivas high speed line“, Railway Gazette International, 09.03.2020.
  11. „Ankara – Sivas high-speed line opens on April 28“, International Railway Journal, 13.04.2023.
  12. „Anjara – Izmir high speed line contract signed“, Railway Gazette International, 18.06.2012.
  13. „TCDD launches tender for 96 high-speed trains“, International Railway Journal, 04.12.2017.
  14. „Tunnel breakthrough marks progress with Ankara – Izmir high speed line“, Railway Gazette International, 21.10.2021.
  15. „Ankara – Istanbul 'super high speed' line proposed“, Railway Gazette International, 19.04.2023.
  16. „High-speed rail in Turkey: Vision 2023“, Global Railway Review, 06.11.2020.
  17. „Türkei: Rekord an Fahrgästen im Hochgeschwindigkeitsverkehr“, LOK-Report, 21.09.2022.
  18. „Ankara – Sivas high speed line inaugurated“, Railway Gazette International, 27.04.2023.