Weltrekorde von Hochgeschwindigkeitszügen und Magnetschwebebahnen

Interessiert man sich für Superzüge, darf die Rubrik „Rekorde“ natürlich auf keinen Fall fehlen. Schließlich unterscheiden sich Hochgeschwindigkeitszüge von „normalen“ Zügen durch ihre besonderen Leistungen.

Viele Rekorde im Vorzeigeland Japan

Seit dem Start des offiziellen Shinkansen-Betriebs im Jahr 1964 ist bis heute kein einziger Fahrgast bei einem Zugunglück dieser Superzüge ums Leben gekommen und das, obwohl Japan relativ häufig von Erdbeben heimgesucht wird.[1][2] Sicherheit wird in Japan sehr groß geschrieben. Nirgendwo auf der Welt wird auch so viel für den Lärmschutz getan, weswegen deren Hochgeschwindigkeitszüge die leisesten der Welt sind.[3][4] Die Pünktlichkeit ist ein weiterer Rekord der Japaner. Der Mittelwert liegt bei sage und schreibe 24 Sekunden – die Betriebsunterbrechungen durch Taifune und Erdbeben mit einberechnet.[1] Das kommt nicht von ungefähr. Fährt der Lokführer in einen drei Kilometer langen Abschnitt mit einer Verspätung von mehr als 15 Sekunden ein, so hat er sich schriftlich zu verantworten.[5] Nirgendwo auf der Welt ist die Zugfolge von Superzügen so dicht wie in Japan. Sie liegt bei 5 Minuten pro Fahrtrichtung.[6] Ein zeitweise eingleisiger Fahrplanbetrieb ist damit unmöglich. Reparaturen am Fahrweg und Fahrdraht können nur in der sechsstündigen, nächtlichen Betriebspause durchgeführt werden.

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TGV-Rekorde in Frankreich

In Frankreich fuhren lange Zeit die schnellsten Züge der Welt. In vierfacher Hinsicht waren sie Weltmeister: 1.) Die höchste, jemals erreichte Geschwindigkeit eines Zuges (Rad-/Schiene-System) liegt (immer noch) bei 574,8 km/h. Dieser Weltrekord erzielte der TGV V-150 am 3. April 2007.[7] 2.) Bei einer Präsentationsfahrt im Mai 2001 fuhr ein TGV-Réseau eine Distanz von 1067 Kilometern in nur 3 Stunden 29 Minuten und 36 Sekunden. Die durchschnittliche Geschwindigkeit von Calais nach Marseille betrug 305 km/h.[8] 3.) Die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Halten (Distanz: 167,6 Kilometer) lag bei 279,3 km/h und wurde ebenfalls von einem TGV erbracht.[9] 4.) Die schnellste Entgleisung passierte 1993 mit einem TGV-Réseau bei einer Geschwindigkeit von 295 km/h. Glücklicherweise gab es dabei nur 6 Leichtverletzte zu beklagen.[10] Eine herausragende Laufleistung im Alltagsbetrieb erreichte ein Thalys PBA-Zug zwischen Brüssel und Marseille. Für die Entfernung von 1054 Kilometern benötigte der Hochgeschwindigkeitszug nur knapp viereinhalb Stunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 236,0 km/h und zwei Zwischenhalten.[11]

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China hängt im regulären Verkehr Frankreich und Japan ab

Im Rennen um die schnellsten Züge der Welt hat sich China in vielfacher Hinsicht an die Spitze der Superzug-Rekorde gesetzt. Dort verkehren die schnellsten Serienzüge der Welt. Die Serien CRH380A und CRH380B sind technisch für 380 km/h ausgelegt.[12][13] Auf den Rängen zwei und drei folgen der AGV von Alstom (360 km/h) [14] sowie der AVE der Serie 103 von Siemens (350 km/h).[15]

Die Chinesen sind auch die Nummer Eins, wenn es um die höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen zwei Halten geht. Nicht weniger als 22 Züge benötigen für die 248 Kilometer lange Distanz zwischen Sheoguan und Leiyang nur 47 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 316,6 km/h.[16]

Japan hatte über Jahrzehnte hinweg den dichtesten Fahrplan mit Hochgeschwindigkeitszügen. Gerade zwischen Tokio und Osaka pendeln die Shinkansen-Züge mit S-Bahn-Frequenz. Auch Frankreich steht Japan darin kaum nach, zieht man die dichte Zugfolge auf der Ligne à Grande Vitesse Paris – Lyon in Betracht.[17] Doch gemäß dem World Speed Survey 2013 soll China das höchste Verkehrsaufkommen auf Schnellfahrstrecken haben. Mit mehr als 70 Zügen am Tag würde die Strecke Beijing – Tianjin am häufigsten befahren.[18]

Zu guter Letzt ist China das Land mit dem längsten Schnellfahrstreckennetz. Auf über 40.000 Kilometern Länge dürfen die Hochgeschwindigkeitszüge mit mindestens 250 km/h fahren.[19] Die meisten Neubaustrecken sind für 350 km/h bis 380 km/h ausgelegt. Das mit etwa 3100 Kilometern zweitlängste Schnellfahrstreckennetz befindet sich in Spanien.[20] Es liegt damit im Vergleich zu China jedoch abgeschlagen weit hinten.

Quellenangaben

  1. Dr. Helmut Petrovitsch: „Das Shinkansen-Hochgeschwindigkeits-Netz in Japan“, Eisenbahn-Revue International, 7/2002, S. 324.
  2. Horst J. Obermayer: „Internationaler Schnellverkehr – Superzüge in Europa und Japan“, Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 1994, S. 93.
  3. Dr. Helmut Petrovitsch: „Das Shinkansen-Hochgeschwindigkeits-Netz in Japan“, Eisenbahn-Revue International, 7/2002, S. 328.
  4. Wolfram Veith: „Pfeilschnell, leise und leicht“, Eisenbahn Magazin, 12/2005, S. 28, 29.
  5. Horst J. Obermayer: „Internationaler Schnellverkehr – Superzüge in Europa und Japan“, Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 1994, S. 67.
  6. Dr. Helmut Petrovitsch: „Das Shinkansen-Hochgeschwindigkeits-Netz in Japan“, Eisenbahn-Revue International, 7/2002, S. 322.
  7. „574,8 km/h – TGV verpasst Maglev-Rekord“, Eisenbahn-Revue International, Ausgabe 5/2007, S. 225.
  8. „Von der Nordsee zum Mittelmeer: 1067,2 km in dreieinhalb Stunden“, Eisenbahn-Revue International, 7/2001, S. 310-312.
  9. Colin J Taylor: „TGV Est lifts the record“, World Speed Survey 2007, Railway Gazette International, 9/2007, S. 554.
  10. Murray Hughes: „Die Hochgeschwindigkeitsstory – Eisenbahnen auf Rekordfahrten“, Alba Publikation AIF Teloeken GmbH + Co. KG, Düsseldorf, 1994, S. 153.
  11. Colin J Taylor: „TGV Est lifts the record“, World Speed Survey 2007, Railway Gazette International, 9/2007, S. 556.
  12. „CSR equips Shanghai-Hangzhou intercity high-speed railway with CHR380A EMUs“, Publicity departments of CSR Group and CSR Corporation Limited, 29.10.2010.
  13. „China Railways CRH3“, http://en.wikipedia.org/wiki/CRH3, 26.09.2013.
  14. „Alstom’s high-speed train able to run at 360 km/h launched in Italy“, Alstom Press Release, 03.05.2012.
  15. „AVE S103 - Siemens Hochgeschwindigkeitszug für Spanien“, Siemens AG, 07.06.2002.
  16. Jeremy Hartill: „World Speed Survey 2013“, Railway Gazette International, 7/2013, S. 32.
  17. „Hohe Auslastung der TGV-Südost-Strecke ab 2001“, Eisenbahn-Revue International, 4/1999, S. 152.
  18. Jeremy Hartill: „World Speed Survey 2013“, Railway Gazette International, 7/2013, S. 31.
  19. „Chinese high speed network tops 40 000 km as first privately funded line opens“, Railway Gazette International, News vom 10.01.2022.
  20. „Spanien weiht neue Highspeed-Zugstrecke ein“, Spiegel Online, 17.06.2013.