Velaro-Hochgeschwindigkeitszüge in Ägypten

RADVE RailAdventure 111 082-4 "Ukraine" mit SNCB Doppelstockwagen 50 88 8296 00 1-8 B-B und Velaro EGYPT Steuerwagen 8002 (93 90 0408 502-2 EG-NAT) am 13.07.2024 in Würzburg. – 13.07.2024 © Matthias Kümmel

RADVE RailAdventure 111 082-4 "Ukraine" mit SNCB Doppelstockwagen 50 88 8296 00 1-8 B-B und Velaro EGYPT Steuerwagen 8002 (93 90 0408 502-2 EG-NAT) am 13.07.2024 in Würzburg. – 13.07.2024 © Matthias Kümmel

Ägyptens Eisenbahnnetz wird modernisiert

Das Eisenbahnnetz in Ägypten erstreckt sich auf gut 10.000 Kilometer. Seit 2014 wird es mit Darlehen von der Europäischen Investitionsbank und der Weltbank modernisiert.[1] Das ist nötig, denn die Gleisinfrastruktur ist veraltet und störanfällig, weswegen es in der Vergangenheit oft zu schweren Unfällen kam.[2] Zudem wird in neue Züge, Lokomotiven und Wagen investiert.[3] Ein Großauftrag ging im Sommer 2021 an Siemens Mobility, um ein schlüsselfertiges Bahnsystem in Ägypten im Wert von 3 Milliarden US-Dollar (2,7 Milliarden Euro[4]) zu errichten. Das schließt den Bau von Zügen und einer 660 Kilometer langen Schnellfahrstrecke ein, sowie dessen Wartung für 15 Jahre.[3] Ende Mai 2022 verkündete Siemens, dass ein Vertrag über ein 2.000 km langes Hochgeschwindigkeitssystem in Ägypten abgeschlossen wurde.[4] Für nun insgesamt rund 8,1 Milliarden Euro werden 41 Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Velaro, 94 Regionalzüge der Desiro-HC-Familie sowie 41 Vectron-Güterzuglokomotiven für Ägypten hergestellt.[5][6] Außerdem ist Siemens verantwortlich für den Aufbau der Bahninfrastruktur, von acht Betriebs- und Güterbahnhöfen sowie für die komplette Wartung für 15 Jahre.[7] Brücken, Tunnel und der Gleisunterbau werden von einheimischen Firmen konstruiert.[3]

zum Anfang scrollen

Vor- und Nachteile des Prestige-Projektes

Der Präsident Abdel Fattah al-Sisi erhofft sich durch die Modernisierung der Eisenbahn nicht nur ein hocheffizientes, sicheres und nachhaltiges Verkehrssystem. Es sollen bis zu 40.000 Arbeitsplätze geschaffen, das Wirtschaftswachstum angekurbelt und die Lebensqualität von Millionen von Menschen verbessert werden.[3] Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Etwa ein Drittel der 111 Millionen Einwohner lebt in Armut, die sich nie Tickets für schnelles Reisen per Bahn leisten könnten.[8] Ein weiteres Problem ist, dass Ägypten hochverschuldet ist, in einer Wirtschaftskrise steckt und mit stark steigenden Preisen zu kämpfen hat.[8] Deutschland unterstützt Ägyptens Großprojekt[9]: „Offensichtlich seien über sogenannte Hermes-Bürgschaften großzügige Garantien von der Bundesregierung gewährt worden. […] Für Deutschland ist dieses Geschäft damit durchaus mit einem gewissen Risiko verbunden.“[10]

zum Anfang scrollen

Drei neue Schnellfahrstrecken in Ägypten

Insgesamt drei Schnellfahrstrecken mit einer Gesamtlänge von 2000 Kilometern sollen in Ägypten gebaut werden. Die erste Linie ist 660 Kilometer lang und wird von Mersa Matruh sowie Alexandria am Mittelmeer die Hafenstadt Ain Suchna am Roten Meer führen. Die Strecke wird „Suezkanal auf Schienen“ genannt. Die zweite Trasse verbindet den Großraum Kairo mit Abu Simbel nahe der Grenze zum Sudan. Sie ist 1100 Kilometer lang und führt am Nil entlang. Die dritte Strecke wird mit 225 Kilometern von Luxor nach Hurghada am Roten Meer führen. Zusätzlich wird die Stadt Safaga angebunden.[9] Insgesamt 60 Städte sollen von den neuen Trassen profitieren, die für 250 km/h Höchstgeschwindigkeit ausgelegt sein werden. 90 Prozent der Bevölkerung könnten nach der Realisierung des Bahn-Großprojekts davon profitieren.[8]

zum Anfang scrollen

Schnellfahrstrecken in Ägypten

Schnellfahrstrecken in Ägypten

zum Anfang scrollen

41 Velaro-Hochgeschwindigkeitszüge für Ägypten

Die achtteiligen Hochgeschwindigkeitszüge aus dem Hause Siemens Mobility basieren auf der erfolgreichen Velaro-Plattform. Trotzdem wird die Höchstgeschwindigkeit im Planbetrieb nur 230 km/h betragen. Als Zugbeeinflussungssystem kommt ETCS Level 2 zum Einsatz.[4][5] Die erste Garnitur verließ bereits in den ersten Monaten des Jahres 2024 die Werkshallen von Siemens in Krefeld-Uerdingen und wird seit Mai 2024 im Siemens-Prüfcenter Wegberg-Wildenrath getestet.[11]

zum Anfang scrollen

Quellenangaben

  1. Wael Salem: „Revamping railway network“, The Egyptian Gazette, 27.08.2023.
  2. „Ein Hochgeschwindigkeitszug für Ägypten“, Frankfurter Allgemeine, 21.05.2021.
  3. „Siemens Mobility unterzeichnet historischen Vertrag für schlüsselfertiges Bahnsystem in Ägypten im Wert von 3 Milliarden US-Dollar“, Siemens Mobility Presse, 01.09.2021.
  4. „Siemens Mobility schließt Vertrag über 2.000 km langes Hochgeschwindigkeitssystem in Ägypten ab“, Siemens Pressemitteilung, 28.05.2022.
  5. „Moving Egypt – Ein modernes Bahnsystem, das den Alltag neu erfindet“, Pressemitteilung, 01.09.2021, aktualisiert 27.07.2022.
  6. „Egypt signs €8 billion deal with Siemens for high-speed rail system“, Deutsche Welle, 29.05.2022.
  7. „Ägypten erteilt Milliarden-Auftrag an Siemens“, Tagesschau.de, 29.05.2022.
  8. „Kritik an Mega-Bahnprojekt von Siemens“, Tagesschau.de, 26.06.2022.
  9. „Siemens bringt den ICE nach Ägypten“, Süddeutsche Zeitung, 29.05.2022.
  10. „Mit dem ICE durchs Niltal“, Rheinische Post, 01.06.2022.
  11. „Velaro EGY high speed train for Egypt on test“, Railway Gazette International, 21.05.2024.