Bely Krechet – Hochgeschwindigkeitszüge aus Russland
Bely Krechet und Schnellfahrstrecke HSR-1 im Überblick
Russland entschied sich 2024 für Hochgeschwindigkeitszüge aus russischer Produktion. Im August 2024 wurde in Moskau ein Mockup der Öffentlichkeit präsentiert. Neben zwei Prototypen sollen 41 Serienzüge von Ural Locomotives hergestellt werden. Parallel dazu entsteht eine neue, zirka 650 Kilometer lange Rennstrecke zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Ab 2028 sollen die Bely Krechet genannten Hochgeschwindigkeitszüge mit 360 km/h den Betrieb nach Fahrplan aufnehmen. Die Reisezeit soll im Vergleich zu den heutligen Sapsan-Zügen nahezu halbiert werden.
Neue Schnellfahrstrecke Moskau – Sankt Petersburg
Ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung Russlands lebt im Einzugsgebiet der viergleisigen Bahnverbindung Moskau – Sankt Petersburg.[1] Langsame Personenzüge benötigen für die über 700 Kilometer lange Strecke um die acht Stunden. Die 250 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszüge Sapsan von Siemens sind mit vier Stunden Fahrzeit ungefähr doppelt so schnell.[2][3] Doch die derzeitige Schienenverbindung zwischen Moskau und Sankt Petersburg soll in den kommenden Jahren um eine neue Schnellfahrstrecke erweitert werden. Die Weichen wurden im August 2023 gestellt, als der russische Präsident Vladimir Putin den Bau der Neubaustrecke genehmigte.[4] Sie soll eine Länge von 635[5], 650[4] oder 679[1] Kilometern haben und für bis zu 400 km/h schnelle Züge trassiert sein.[4] Schon 2028 könne die „high-speed rail 1“ (HSR-1) genannte Schnellfahrstrecke in Betrieb gehen.[5]
Entscheid für eine russische Eigenproduktion
In der Vergangenheit setzte Russland auf Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens. Sie sind als Sapsan (Wanderfalke) seit Jahren erfolgreich im Einsatz. In den vergangenen Jahren gab es auch eine Nachbestellung weiterer Garnituren. Doch auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine folgten Sanktionen gegen Russland. Das betraf auch jene nachbestellten Sapsan-Züge, die nicht mehr alle an Russland abgeliefert werden konnten.[2] Damit fällt künftig Siemens als Hersteller weg. China ist ein wichtiger Handelspartner und Verbündeter Russlands. Es wäre denkbar gewesen, Hochgeschwindigkeitszüge „Made in China“ einzukaufen. Für die künftige, 770 Kilometer lange Schnellfahrstrecke Moskau – Kazan, die Teil der chinesischen Belt & Road Initiative ist, produziert China ja bereits Hochgeschwindigkeitszüge. Russland entschied sich jedoch für eine Eigenproduktion, mit dem Ziel, die heimische Industrie zu stärken.[4]
Bely Krechet: 360 bis 400 km/h schnelle Hochgeschwindigkeitszüge
Bei der Expo „Moskow Transport 2030“ an der Moskauer Metrostation „Manezh“ wurde ein Mockup eines künftigen Hochgeschwindigkeitszuges vorgestellt. In Russland hat es Tradition, Hochgeschwindigkeitszüge nach Vogelarten zu benennen. Die künftigen Superzüge werden „Weißer Gerfalke“ (White Gyrfalcon; russ.: Bely Krechet) genannt.[6] Das wuchtige, nicht gerade aerodynamisch wirkende Design erinnert etwas an den italienischen Hochgeschwindigkeitszug ETR 500 Politensione. Trotzdem sollen künftige Serienzüge ab 2028 im Fahrplanbetrieb mit 360 km/h verkehren können. Technisch würden die Serienzüge sogar für 400 km/h ausgelegt sein. Eine 8-teilige Einheit mit Platz für insgesamt 454 Reisende wird sich aus verschiedenen Wagenklassen zusammensetzen:[1]
- Wagen 1: 1. Klasse. 15 Sitzplätze, Konferenzraum: 4 Plätze, Comfort Suite: 2 Sitzplätze
- Wagen 2: Business-Klasse: 68 Sitzplätze
- Wagen 3+4: Standard-Klasse, insg. 135 Sitzplätze
- Wagen 5–8: Komfort-Klasse, insg. 230 Sitzplätze
Herstellung, Testfahrten sowie Betriebsaufnahme der „Bely Krechet“-Züge
Das HSR-1 genannte Projekt, das sowohl das rollende Material als auch den Bau der Neubaustrecke beinhaltet, soll 2,12 Billionen Rubel kosten. 228 Milliarden Rubel (umgerechnet 2,35 Milliarden Euro) entfallen dabei auf die Herstellung des rollenden Materials.[1] 41[5][7] bzw. 43[1][3] achtteilige Züge werden bei „Ural Locomotives“, Oblast Sverdlovsk, produziert.[5] Mit zwei Prototypen möchte man ab 2027/28 ein umfangreiches Testprogramm beginnen. Die Ablieferung aller 43 Hochgeschwindigkeitszüge soll 2030 abgeschlossen sein.[1] Mit der Betriebsaufnahme der Bely Krechet Hochgeschwindigkeitszüge soll Sankt Petersburg von Moskau nur 2 Stunden 15 Minuten entfernt sein, dann wohl ohne Halt an allen 14 Zwischenbahnhöfen entlang der Schnellfahrstrecke.[1]
Zug- / Baureihenbezeichnung: | Bely Krechet (Weißer Gerfalke) |
Einsatzland: | Russland |
Hersteller: | Ural Locomotives |
Herstellungskosten pro Zug: | 54 Mio. Euro |
Herstellungskosten pro Zug im Detail: | 228 Milliarden Rubel |
Anzahl der Züge: | 43 Züge |
Anzahl der Züge im Detail: | 2 Prototypen, 41 Serienzüge |
Zugtyp: | Triebwagenzug |
Anzahl der Mittelwagen: | 6 Mittelwagen |
Anzahl der Endwagen: | 2 Endwagen |
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant: | --- / --- / --- (454 insg.) |
Sitzplätze im Detail: | Details siehe Textbeschreibung |
Baujahre: | 2026–2030 |
Spurweite: | 1520 mm |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 400 km/h |
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst: | 360 km/h |
Jakobsdrehgestelle: | Nein |
Neigetechnik: | Nein |
Zug fährt auch in Traktion: | Nein |
Quellenangaben
- „White Gyrfalcon high speed trains ordered for Moskva – St Petersburg line“, Railway Gazette International, 03.09.2024.
- Liudmila Kotlyarova: „Sanktionen des Westens: Fallen Siemens-Schnellzüge in Russland bald auseinander?“, Berliner Zeitung, 25.10.2023.
- @EmbassyofRussia: „All eyes on brand new Russian White Gyrfalcon high-speed-train“, Post auf X vom 02.09.2024.
- „Russland: Hochgeschwindigkeitsstrecke Moskva – Sankt Peterburg wird gebaut“, LOK-Report, 31.08.2023.
- „Moscow presents new high-speed train that will run between Moscow and St Petersburg starting 2028“, greencarcongress.com Website, 03.09.2024.
- MIL-OSI Publisher: „Russia: Maksim Liksutov: the 5rst carriages of the latest Russian train “White Gyrfalcon” (Bely Krechet) will depart for Saint Petersburg on the HSR by 2028“, foreignaffairs.co.nz Website, 03.09.2024.
- „High-speed train for Moscow-St. Petersburg line presented“, Railway Pro, 02.09.2024.