Hochgeschwindigkeitszüge in Österreich
Gerne wird die Schweiz als das Bahnland tituliert. Doch das benachbarte Österreich steht der Schweiz als „Bahnland“ in kaum etwas nach. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zählen mit rund 95 Prozent Pünktlichkeit im Personenverkehr zu den Spitzenreitern unter den Bahnen Europas.[1] 2019 holte sich das östliche Alpenland wiederholt den Titel „Bahnfahrland Nummer 1 in der EU“, denn die Österreicher waren mit 1507 Kilometern pro Kopf und Jahr die fleißigsten Bahnfahrer in der Europäischen Union[2] und sollen damit weltweit sogar an dritter Stelle stehen.[3]
Der Fuhrpark zählt zu den modernsten der EU: Von 2000 bis 2011 wurden insgesamt 382 Hochleistungslokomotiven vom Typ Taurus (Baureihen 1016, 1116 und 1216) beschafft. Damit „verfüg[t]en die ÖBB über den modernsten Lokomotiven-Pool Europas“.[4] Um im Fernverkehr der großen Nachfrage gerecht zu werden, wurde in bisher 88 Hochgeschwindigkeitszüge der Kategorie „railjet“ investiert. Diese sind für 230 km/h im Regelbetrieb ausgelegt und verbinden nicht nur wichtige Städte in ganz Österreich, sondern verkehren über Österreich hinaus ins benachbarte Ausland. Mit attraktiven Nachtzügen der Marke „Nightjet“ werden weitere Kunden auf internationalen Relationen auf die Schiene gelockt.[5] Seit 1998 gehören ICE-Züge verschiedener Baureihen zum gewohnten Bild in Österreich.[6][7] Mehr Vielfalt soll es ab Ende 2026 geben, wenn die ÖBB eigene Giruno-Superzüge auf der Südbahn einsetzen wird.[8] Italien möchte im gleichen Jahr den Frecciarossa 1000 via Österreich nach Deutschland fahren lassen.[9]
Doch nicht nur der ÖBB-Fuhrpark ist beeindruckend. In den vergangen Jahrzehnten wurde viel in die Schieneninfrastruktur investiert, um mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern und um wettbewerbsfähiger gegenüber dem Auto zu sein. Im Norden Österreichs entstand die neue Westbahn, die sich aus Ausbau- und Neubaustrecken zusammensetzt und Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h ermöglichen.[10] Mit Stand 2025 sind gleich drei riesige Infrastrukturprojekte am Laufen. Erstens: Zwischen Graz und Klagenfurt entsteht eine 130 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsverbindung mitten durchs Bergmassiv der Koralpe. Die sogenannte Koralmbahn wird ab Ende 2025 eine rasche und sichere Verbindung zwischen der Steiermark und Kärnten sein. Sie ist für Tempo 250 ausgelegt und Teil der neuen Südstrecke in Österreich und eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas. Beeindruckend ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel – der sechstlängste Eisenbahntunnel der Welt.[11] Zweitens: Mit einer Länge von 27,3 Kilometern ist der Semmering-Basistunnel als Tor zum Süden kaum kürzer. Die Bauzeit wird 18 Jahre dauern, was an den herausfordernden geologischen Bedingungen liegt. „Der Semmering-Basistunnel zählt zu den komplexesten Tunnelbauwerken in Europa.“[12] Mit der Fertigstellung wird 2030 gerechnet. Dann können die Züge mit bis zu 230 km/h den Tunnel durchfahren.[13] Drittens: Um vor allem den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, entsteht zwischen München und Verona eine neue Hochleistungsstrecke. Herzstück der neuen Brennerachse ist der Brenner Basistunnel vom österreichischen Innsbruck bis nach Franzensfeste in Südtirol. 55 Kilometer werden neu gebaut. Im Brenner Basistunnel wird es einen Abzweig zum bestehenden Inntaltunnel geben, sodass sie mit insgesamt 64 Kilometern die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt bilden.[14] Reisezüge werden den Tunnel mit über 200 km/h durchfahren können.[15]
Wichtige internationale Streckenverbindungen durch Österreich
Es folgt eine Übersicht über Hochgeschwindigkeitszüge, die bisher in Österreich im Plandienst unterwegs sind bzw. waren, oder zumindest dort Versuchsfahrten unternommen haben, um eine Zulassung für Österreich zu bekommen:
ICE 1 – Deutschland, Österreich, Schweiz
ICE-S – Deutschland, Österreich, Schweiz
ICE-T – Deutschland, Österreich, Schweiz
railjet – Österreich, Schweiz, Deutschland, Ungarn, Tschechien
ICE 4 – Deutschland, Österreich, Schweiz
EC250 Giruno (RABe 501) – Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz
Vectrain (ComfortJet) – Dänemark, Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn
ICE L – Deutschland, Niederlande, Dänemark, Österreich
Quellenangaben
- „Die ÖBB in Zahlen“, Zahlen Daten Fakten 2024/2025, ÖBB Konzern Website, abgerufen am 25.05.2025.
- „Österreich erneut Bahnfahrland Nummer 1 in der EU“, Bundesministerium, Kategorie Mobilität, 30.04.2021.
- 1OÖBB“, Zahlen Daten Fakten 2022/23, S. 3.
- „Vollgas mit 87 Tonnen“, Kurier.at, 02.09.2006.
- „ÖBB Nightjet: Reisen Sie über Nacht in mehr als 25 europäische Metropolen“, Website https://www.bahn.de/angebot/international/oebb-nightjet, abgerufen am 25.05.2025.
- „ICE in Österreich“, Eisenbahn-Revue International, 7–8/1998, S. 282–283.
- „Österreich: Im ICE ‚Ski Express Tirol‘ von Hamburg nach Sankt Anton“, Lok Report, 29.01.2023.
- „250 km/h: Stadler verkauft seinen schnellsten Zug erstmals ins Ausland“, Tagblatt, 12.03.2025.
- „Italienischer Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa soll in Deutschland fahren“, Spiegel Online, 21.05.2025.
- „Schnellfahrversuche bei den ÖBB“, Special ETR Austria, 2/2005, S. 716–723.
- „Koralmbahn“, ÖBB: Projekte für Österreich, Website https://infrastruktur.oebb.at/de/projekte-fuer-oesterreich/bahnstrecken/suedstrecke-wien-villach/koralmbahn, abgerufen am 25.05.2025.
- „Semmering-Basistunnel: Rund um den Bau“, ÖBB Infra, Website abgerufen am 25.05.2025.
- „Semmering-Basistunnel: Das Jahrhundert-Projekt“, ÖBB Infra, PDF mit Stand November 2022, S. 2.
- Alexandra Hawlin, Elisa Miebach: „Stau am Brenner: Wann enden die Geduldsproben?“, ZDF heute, 27.07.2024.
- Der Brenner Basistunnel – Die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt“, Beobachtungsstelle Brenner Basistunnel, Website https://www.bbtinfo.eu/brenner-basistunnel/, abgerufen am 29.05.2025.